Vogtgeding 2010

Am 08.Mai fiel mit dem Setzen des Zunftbaumes der Startschuss zum Volks-, Heimat- und Schützenfest der St. Josef Schützenbruderschaft Geistenbeck. Dieses traditionelle Ereignis fand nun schon zum vierten Mal in Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein Geistenbeck statt. Der Abend wurde mit dem Hochziehen des Zunftbaumes eröffnet.

Daran schloss sich wenig später die Darbietung des mittelalterlichen Vogtgedings „Da ham´se Recht“ an, dass vom Bürgerverein Geistenbeck unter der Mitwirkung einiger Bruderschaftler präsentiert wurde. Das Vogtgeding ist eine niedere Gerichtsbarkeit des Mittelalters. Hier wurde vor dem Vogt und seinen Schöffen der Kleinkram verhandelt … Schlägereien, Zechprellerei, Viehdiebstahl … halt alles, was einem heutzutage in einer Nacht in der Gladbacher Altstadt auch passieren könnt.

Aber der Vogt ist auch der, an den man sich mit Beschwerden und Bitten für die Obrigkeit wendete. Das Procedere ist altbekannt: Das Vogtgeding findet bei einem der reicheren Bauern statt. Der muss dem Vogt Tisch, Stuhl und ein Kissen für den vögtlichen Popo stellen. Der Vogt bringt dafür das Bier mit. Aber lecker soll das Bier sein.

Nachdem Ulrike von Steinsfeld mit den Worten, Wohl an denn … das Spiel mag beginnen, das Vogtgeding eröffnet hatte, betraten Vogt Egon-der-nahezu-immer-gerechte mit seinen Schöffen Jürgen von Heller und Pfennig und Hard, Eber von Werminghoff die Bühne. Als Erstes verlas der Notarius Jochum der Wissende das Weisthum über die guten Tischsitten an der hohen Tafel zu Geistenbeck. Es war mal wieder der schwatte Michel, der wie immer ein Anliegen hatte. Diesmal nahm er einige „Geistenbecker Schandflecken“ unter die Lupe und drohte den Bürgern mit Pest und Schwarzem Tod. So ganz konnten dann auch der Medikus Reiner der Heiler und der Bruder Thomas der Reine die Sache nicht vom Tisch weisen und bekamen Verstärkung von dem „Landverweser Karolus Sasserathus“.

Er versprach, sein möglichstes in Sachen Schandflecke zu tun, aber es sei ein sehr schweres Unterfangen. Bekanntlich sei ja nicht genug Geld da, auch nicht unter einer Ampel. Er gäbe sehr gerne grünes Licht, doch der gelbe Kämmerer könnt ihm sehr schnell die rote Karte zeigen, und schon sehe es gar sehr schwarz aus im Klingelbeutel. Dann fielen dem schwatten Michel die Tischsitten wieder ein. Behauptete er doch, dass die sittsamen Brüder vom Orden der schwarzen Husaren an Karneval statt zu einer stillen Andacht bei Wasser und Brot, eine Orgie gefeiert hätten, bei der fast alle Tischsitten gebrochen wurden. Er als armer, sittenstrenger Mann mitten drin in diesem Sodom und Geneicken. Doch Stephan der Holzkundige überführte in sehr schnell der Lüge.

Wussten doch alle, dass der schwatte Michel wegen Krankheit über Karneval das Bett hüten musste. Bei soviel Dreistigkeit konnte Vogt Egon nur eine Strafe verhängen, wie rückwärts auf einen Esel reiten. Da wir hier aber zwei oder drei hätten zusammenbinden müssen, musste eine andere Lösung her. Als Verteidiger ernannte der Vogt dann den Großbauern Theoderich. Dieser hatte aber nur Mitleid mit den armen Tieren, sprach den Michel schuldig und so kam dieser dann unter lautem Jubel der Geistenbecker Bevölkerung an den Pranger. Während der schwatte Michel also am Pranger stand und murmelte und sich selbst bedauerte, da er ja das Drehbuch und somit sich selbst hierhin geschrieben hatte, fanden sich drei Hexen – die es ja laut Gerichtsurteil aus dem letzten Jahr in Geistenbeck gar nicht gibt- auf dem Dorfplatz ein. Sie kochten munter Geistenbecker Allerlei mit Krötenblut und Schlangenhaut und machten sich zwischendurch über den Michel lustig, hatten sie ja von dem schwatten Kerl nichts mehr zu befürchten.

Michael Schroerius kam noch mal vorbei und erkundigte sich nach den Bauarbeiten am Ring. Zum Schluss betrat dann König Jochen die Bühne. Dieser begnadigte dann Kraft seines Amtes aber unter lautem Protest der Hexen und des Publikums den schwatten Michel. Jetzt hoffen alle auf eine Fortsetzung die da könnte heißen „Die Rückkehr des schwatten Michel. Jetzt erst Recht“. Bei Gegrilltem und kühlen Getränken ließ man den Abend dann noch in gemütlicher Runde ausklingen.