Viel Beifall für das Geistenbecker Vogtgeding VI
Haarsträubende Geschichten und kluge Entscheidungen
Geistenbeck wird nicht abgerissen: Das bestätigte Vogt Egon der Nahezu-immer-Gerechte (Egon Krieger) dem Publikum beim 6. Vogtgeding der Neuzeit, nachdem auch Dr. Günter Krings MdB als sachkundiger und mit städtischen Entscheidungen vertrauter Politiker in seiner launigen Stellungnahme einen solchen Übergriff entschieden ausgeschlossen hatte. Der Schwatte Michel (Michael Schmitz) hatte dem Vogt seine Sorge vorgetragen, dass die Bagger nicht nur die Mülforter Zeugfabrik abreißen, sonder sich stetig nach Westen arbeiten würden, um in Geistenbeck Parkplätze für einen riesigen Sportpark auf dem Industriegelände zu errichten. Trotz aller Überzeugungskraft blieb der Michel skeptisch: „Glauben tu ich es, wenn ich es sehe oder eigentlich besser nicht sehe. Würd´ ich alles glauben, was mir die von der Stadt erzählen, würd ´ich ja auch schon seit 20 Jahren auf dem Mittleren Ring Rad schlagen können“. Zumindest dieser Schlussfolgerung stimmten die Geistenbecker entschieden zu. Sie hatten ihr Vergnügen und spendeten reichlich Beifall.
Unterhopfung ist ein schlimmes Attentat auf Leib und Gesundheit eines Menschen, stellte der Vogt fest. Bruder Thomas der Reine vom Orden der Schwarzen Husaren (Thomas Reichert) hatte den Schöffen und Inhaber der Geistenbecker Wechselstube, Jürgen von Heller und Pfennig (Jürgen Runkehl), angeklagt, die Schuld dafür zu tragen, dass er und seine Brüder beim letzten Vogtgeding kein Geld aus dem „Automatix“ ziehen konnten, weil dieser defekt war. Er habe deshalb „keins von den leckeren Gerstengetränken“ für sich und seine Brüder kaufen können und wertete das als einen Fall von vorsätzlicher Unterhopfung. „Das ist versuchter Massenmord. Ich sage: Hängt das (Spar) Schwein“. Als Sachkundiger fasste Medicus Dr. Eusebius Eisenbart (Rainer Althoff) in seiner Stellungnahme zusammen: „Bier heilt alles, und es zu verweigern käme einem heimtückischen Giftmord gleich“. Seine fachärztliche Diagnose: „Unterhopfung ist schlimmer als die Pest am Arsch“. Jürgen von Heller und Pfennig stellte klar, dass der „Automatix“ jetzt im Mittelalter noch nicht funktioniert und er deshalb den Büttel Rolf und seine Freunde engagiert habe, im Automatix zu sitzen und das Geld auszuzahlen. „Nicht ich bin schuld. Der Büttel war es“. Der Büttel (Rolf Wateler) wies, nachdem ihm Straffreiheit zugesagt worden war, die Schuld dem entgeisterten Vogt zu, der ihm beim letzten Vogtgeding keinen Urlaub gewährt hätte. Nach einiger Überlegung und Beratung mit dem Schöffen Hard Eber von Werminghoff (Eberhard Werminghoff) und dem Notarius (Jochen Roeske) der Urteilsspruch: Jürgen von Heller und Pfennig sorgt zukünftig dafür, dass Automatix funktioniert und ihr Geistenbecker tut etwas mehr Geld in den Klingelbeutel, damit die Brüder vom Orden der Schwarzen Husaren (hineingreifen können) nicht so oft Geld holen müssen. Und was die Bestrafung der vermeintlich Schuldigen betrifft, das vertagen wir bis zum Jüngsten Gericht.
Der äußerst arrogante Advocatus Martinus Summa cum Koma (Martin Schütte) bezichtigte die Gurkenmarie (Kirstin Rahmen), ihn laut auf dem Markt als Korinthenkacker bezeichnet zu haben und verlangte Sühne. Die Marie bat um Hilfe für sich und ihre 12 Kinder. Mit einer gewissen Nachhilfe des Vogtes erinnerte sie sich, dem Advocatus nachgerufen zu haben, er solle an die Korinthen für das Backen eines Napfkuchens denken. Der Vogt unterstellte ein Missverständnis audiophormer Art. „Ihr seid kein Kacker, sondern ein Backer. Keine Beleidigung, keine Strafe. Die Klage wird kostenpflichtig abgewiesen“.
Ulrike von Steinfeld (Ulrike Althoff) gab gekonnt eine Einführung zum Vogtgeding. Trotz des schlechten Wetters waren zahlreiche Zuschauer gekommen. Sie hatten ihr Vergnügen und erfreuten sich an den teils haarsträubenden Geschichten, für die Michael Schmitz das Drehbuch geschrieben hatte.