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Geistenbecker Gemeinschaftsgrundschule Steinsstraße

Die Geistenbecker Gemeinschaftsgrundschule Steinsstraße
Die Entwicklung zu einer unverzichtbaren Bildungseinrichtung

Das ist ein langer Weg von den Bildungsbemühungen in den mittelalterlichen Kloster- und Domschulen bis hin zum heutigen modernen wissenschaftlich unterstützten Bildungssystem. So hat sich auch die Gemeinschaftsgrundschule Steinsstraße durch die Jahrhunderte über alle Höhen und Tiefen hinweg entwickelt und steht heute gefestigt vor Anforderungen und Aufgabenstellungen, die in den früheren Jahrhunderten und Jahrzehnten nicht bekannt waren. Heute müssen sich die Schulen an dem von Wilhelm von Humboldt formulierten Anspruch messen lassen. Danach besteht Bildung in der „Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen“. Es geht also bei allen Bildungsbemühungen – vom Kindergarten bis zur Universität – um die Entwicklung der gesamten Person. Von klein auf sollen die Kinder ein Persönlichkeitsprofil bekommen, damit sie sich lebens- und handlungsorientiert bewegen können. Das klingt für so manches Ohr vielleicht etwas zu kompliziert. Aber eine Schule wie die Geistenbecker Grundschule hat sich in dieser Aufgabenstellung zu bewegen. Es ist höchst spannend, den Weg bis zur Ausbildung der heutigen Schule zu verfolgen, zu sehen, vor welchen Herausforderungen die Schule heute steht, und nachzugehen, mit welchen Methoden und Mitteln sie sich den Problemen stellt.

Der lange Weg zu einem geregelten Zugang zur Bildung

Im Mittelalter sind Christentum und Bildung untrennbar miteinander verknüpft. Die Schulen sind ausschließlich kirchliche Einrichtungen. Es gibt ganze Schullandschaften aus Klosterschulen, Domschulen und Stiftsschulen. Die Jungen werden schon früh aus dem Elternhaus herausgeholt und in diesen kirchlichen Schulen ausgebildet, um den Bedarf der Kirchen an Klerikern zu decken. Durch Stiftungen wird den Kindern aus ärmeren Bevölkerungsschichten eine Schulbildung ermöglicht. Es gibt auch Frauenklöster, die adelige Frauen zu hochgebildeten Persönlichkeiten heranbilden.

Im 12. und 13. Jahrhundert werden bedingt durch eine rasante Entwicklung des Handels auch städtische Schulen errichtet. Im ausgehenden Mittelalter gibt es Umbrüche, die sich auch auf das Schulwesen auswirken. So wird vor allem die dominierende Rolle der katholischen Kirche infrage gestellt. In der Reformation zerfällt das Christentum in verschiedene Konfessionen; viele Gebiete des Römischen Reiches deutscher Nation werden protestantisch. Klöster werden eingezogen mit der Folge, dass auch das Schulwesen zerbricht. Martin Luther will erreichen, dass alle Christen die Bibel in ihrer Muttersprache lesen können. Im Zuge dieser Entwicklung gründen jetzt Fürsten und Magistrate Schulen mit dem vorrangigen Ziel, das protestantische Gedankengut zu verbreiten, wobei allerdings auch die deutsche Sprache sowie Lesen und Schreiben geübt werden1. Die Landesherren wollen dadurch, dass sie die einheitliche Ausübung der Religion vorschreiben, die Einheitlichkeit des Landes fördern, um so noch stärker in das Leben der Untertanen eingreifen zu können. Die Schule ist weitgehend Mittel zum Zweck.

In vorreformatorischer Zeit gibt es in Geistenbeck – eine der 10 Honschaften der Herrschaft Odenkirchen – keine katholische Schule. Allerdings entsteht schon früh in Odenkirchen ein reformatorisches Schulwesen. Es sind im „Odenkirchener Regalienbuch“ von 1584 Hinweise auf eine reformierte Schule zu finden2. Eindeutig lässt sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein „gehobenes Schulwesen“3 nachweisen. Noch vor dem Religionsvergleich im Jahre 1755 gibt es in Geistenbeck eine reformierte Nebenschule, die allerdings privaten Charakter hat und von einer reformierten Elternschaft getragen wird4. Einen Bedarf für eine Schule hat es mit Rücksicht auf die Bevölkerungszahl immer gegeben. Immerhin gibt der katholische Pfarrer Matthias Grotthoff in einem Schreiben vom 12. Juni 17895 die Zahl der katholischen Pfarrangehörigen6 wie folgt an:

Hockstein: 98 Erwachsene, 50 Kinder im Alter von 5 – 15 Jahren
Geistenbeck: 69 Erwachsene, 40 Kinder im Alter von 5 – 15 Jahren
Stappen: 35 Erwachsene, 20 Kinder im Alter von 5 – 15 Jahren
Chor: 22 Erwachsene, 15 Kinder im Alter von 5 – 15 Jahren
Ruhrfeld: 49 Erwachsene, 20 Kinder im Alter von 5 – 15 Jahren

Diese Kinder besuchen lange Zeit die katholische Pfarrschule in Odenkirchen oder die evangelische Schule in Geistenbeck. Nicht erklärt wird, wie groß die Kapazität dieser Schulen ist und wie viele Kinder in den Schulen aufgenommen werden. Man wird – ohne große Rechenkünste anzustellen – davon ausgehen müssen, dass die Mehrzahl der Kinder erst gar nicht an einem Unterricht teilnehmen können.

Der Schulalltag ist dürftig und nach heutigen Vorstellungen kaum vorstellbar ineffektiv. Eine Normalklasse umfasste einhundert Kinder. Diese haben monatlich ein Schulgeld zu bezahlen und im Winter ein Brandgeld. Die Kinder aus ärmeren Familien erhalten eine Unterstützung aus der Gemeindekasse. Die Bezahlung der Lehrer ist regelrecht armselig7. Diese Verhältnisse dauern bis weit in das 19. Jahrhundert an.

Wie Rixen8realistisch anführt, kann nicht festgestellt werden, welchen Einfluss die so konzipierte Schule auf die Volksbildung gehabt hat. Er verweist aber auf den zwischen Katholiken und Evangelischen im Jahre 1755 abgeschlossenen Friedensvertrag, den 377 Mitglieder aus beiden Konfessionen unterzeichnet haben. Es haben 201 (53,3 %) der Unterzeichner mit ihrem Namen und 176 (45,7 %) mit einem beglaubigten Merkzeichen unterschrieben, weil die Letzteren des Schreibens unkundig sind.

Aus heutiger Sicht erscheinen die damaligen Schulverhältnisse mit Blick auf unsere heutigen modernen Schulsysteme als rückständig und unzureichend. Rixen9 meint, dass diese Verhältnisse durch die vielen Kriege bedingt gewesen sind und die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse eine Volksbildung nicht erfordert haben. Dagegen ist zu sagen, dass eine allgemeine Bildung des Volkes nur hat entstehen können, nachdem im Zuge der Aufklärung ein neues Menschenbild entsteht und auch allgemein – so auch bei den führenden Köpfen – die Erkenntnis reift, dass die Entwicklung moderner, industrialisierter Staaten ohne die Bildung der Menschen nicht möglich ist. Dieses neue Denken führt in der Herrschaft Odenkirchen und auch in Geistenbeck zur Etablierung eines staatlich geregelten Schulwesens.

Der Weg in die neue Zeit

Das ausgehende Mittelalter und die frühe Neuzeit werden durch zahlreiche Umbrüche geprägt, die sich auch auf das Schulwesen auswirken. Die dominierende Rolle der katholischen Kirche in Staat und Gesellschaft wird infrage gestellt. „Habe Mut, Dich des eigenen Verstandes zu bedienen“, lautet das neue Leitmotiv der Aufklärung, die im 17. und 18. Jahrhundert vorangetrieben wird. Die Aufklärung zielt somit auf die Anerkennung von Handlungsfreiheit, Bildung, Bürgerrechte, Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht. Diese Ziele sind nicht erreichbar, ohne Machtstrukturen zu durchbrechen und ein System herzustellen, das die Interessen des Einzelnen wahrt. Somit entsteht die gesellschaftliche Vorstellung von dem vernunftbegabten, mündigen und zum Handeln berufenen Menschen. Deshalb widmen die Aufklärer ihre besondere Aufmerksamkeit der Erziehung, da nach ihrer Ansicht nur Bildung und Erziehung den Menschen voranbringen kann. Diese Ideen wirken sich auch auf die Pädagogik aus. Maximilian Franz, von 1784 – 1801 Kurfürst und Erzbischof von Köln, ist ein Anhänger der aufgeklärten Natur- und Staatsphilosophie und führt im Zuge der kurkölnischen Schulreform10 die Schulpflicht und einen systematischen Bildungsparcours von der Volksschule bis zu den Akademien ein. In einer Veröffentlichung der kurkölnischen Regierung aus dem Jahre 1779 heißt es: „Die territorialen Stadt- und Landschulen sind dergestalt in Unstand , dass es an dem einem jeden Untertan nötigen Unterricht im Lesen, Schreiben, guten Sitten und gar Religionsgründen selbst fehlt“11. Auch die Lehrerausbildung wird von einem der kurfürstlichen Universität Bonn angegliederten Akademierat überwacht, und es wird ein Prüfungsverfahren für Lehrer eingeführt. Das sind gute Voraussetzungen für die Entwicklung des Schulwesens in Odenkirchen und in Geistenbeck. Es dauert aber, bis diese Ansätze zu Erfolgen führen. Unter französischer Herrschaft12 wird die Volksschule stark vernachlässigt. Rixen13 bezeichnet die damaligen Schulverhältnisse als trostlos. Allerdings ist festzuhalten: Obwohl die französische Herrschaft nicht beliebt gewesen ist, steht fest, dass mit ihr eine neue Zeit beginnt. Im staatlichen Bereich werden alte Strukturen durch moderne ersetzt, so dass sich ein moderner industriell geprägter Staat entwickeln kann. Auf dem Wiener Kongress 1815 erhält das Königreich Preußen die Rheinlande und Westfalen. Das Schulwesen wird nach dem preußischen Recht zum Staatsmonopol. Es wird ein Schulvorstand eingeführt, dem der Ortspfarrer – später auch der Bürgermeister - und zwei Bürger angehören. 1825 wird die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Es mangelt aber gravierend an Schulräumen.

Wir hören von der Geistenbecker Schule wieder durch einen Bericht eines Carl Schlösser14, der angibt, von 1841 bis 1844 die „Elementarschule in Geistenbeck“ besucht zu haben. Es nehmen wohl 60 Schüler aus Ruhrfeld, Kohr, Stappe, Geistenbeck, Hockstein bis Steinsmühle am Unterricht teil, den ein Lehrer namens Bister im provisorisch eingerichteten Schulraum im Tanzsaal Bocks erteilt. 1844 kommt ein katholischer Lehrer namens Bodenburg an die Schule. Er wirkt vermutlich bis 1848 an der Schule, weil von diesem Zeitpunkt an der Lehrer Friedrich Wilhelm Ruckes tätig ist. Aufgrund der großen Schülerzahl wird mit Joseph Hoogen ein zweiter Lehrer berufen15. Mit dem Bau eines ersten Schulhauses an der Kreuzung Stapper Weg / Steinsstraße wird 1846 begonnen. Es entstehen zwei Klassenräume und zwei Lehrerwohnungen. Das ist erst der Anfang einer stetigen Weiterentwicklung der Schule. Bei dem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung wächst die Bevölkerung stark an. Das wird beispielhaft deutlich durch eine Volkszählung im Jahre 1875, bei der in Odenkirchen 7.850 Einwohner gezählt werden, während 1878 diese Zahl schon auf 8.080 angewachsen ist. Die damit einhergehende wachsende Kinderzahl macht eine stetige Erweiterung des Schulgebäudes erforderlich. Immer leidet die Schule unter Raummangel, so dass sogar als eine Zwischenlösung kurzer Hand 1887 der Thörel`sche Saal angemietet wird. Bereits 1871 wird dann an der Steinsstraße eine dritte Klasse mit Lehrerwohnung gebaut. Nachdem durch zusätzliche Erweiterungsbauten das bebaubare Gelände an der Steinsstraße erschöpft ist, wird 1896/1897 auf dem Hof ein Neubau errichtet, der nach einer weiteren Aufstockung zehn Jahre später - also 1906 /1907 - erweitert wird und die heutige Gestalt erhält. 1913 wird auf dem Hof eine Schulbaracke und nach dem ersten Weltkrieg eine zweite aufgestellt. Trotz aller Bemühungen, ein ausreichendes Raumangebot zu schaffen, liegt bis zur Jahrhundertwende die Klassenstärke bei 80 und sogar im Einzelfall bei 90 bis 100 Kindern. 1886 wird als Lösung der Raumnot ein Halbtagsunterricht eingerichtet, so dass zwei Jahrgangsstufen von 8.00 bis 12.00 Uhr und zwei von 14.00 bis 16.00 Uhr unterrichtet werden16. 1916 erreicht die Schule den höchsten Schülerstand mit 623 Kindern.

Die Zeit der Katastrophen

Ein trauriges Kapitel in der Schulgeschichte ist die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Nationalsozialisten tun alles, den kirchlichen Einfluss auf Gesellschaft und Schule zu unterbinden. Bereits im Herbst 1937 untersagen sie den Geistlichen, Religionsunterricht in den Schulen zu erteilen. Als Reaktion darauf richtet die Kirche in eigenen Räumen eine wöchentlich stattfindende Kinderseelsorgestunde ein, die - wie Rixen berichtet – von den Kindern aller Jahrgangsstufen „regelmäßig und gut besucht“ wird. Zu einem weiteren Schlag holen die Nationalsozialisten aus: Durch Verfügung des Regierungspräsidenten vom 1. April 1939 wird die konfessionelle Schule trotz des Protestes aus der Bevölkerung aufgehoben und mit Beginn des Schuljahres 1939/40 die Gemeinschaftsschule, die so genannte Deutsche Schule, eingeführt.

Geistenbeck – zwischen zwei Bahnlinien gelegen – ist bei Luftangriffen auf die Stadt ein besonders gefährdetes Gebiet, kommt aber in den ersten Kriegsjahren mit geringen Schäden davon. Der Fliegerangriff vom 31. August 1943, der Odenkirchen besonders schlimm trifft, richtet in Geistenbeck große Zerstörungen an und fordert mehrere Menschenopfer. Bereits seit 1943 wird die Bevölkerung – vor allem auch Frauen und Kinder - verstärkt in die Evakuierung geschickt. 1944 muss der Unterricht häufig ausfallen. Es wird berichtet, dass 1944 die älteren Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 8 zum Ausheben der Schützengräben eingesetzt werden. Im September 1944 wird die Schule wegen der pausenlos geflogenen Fliegerangriffe geschlossen. Dann – am 6. November 1944 – geht bei einem Angriff ein Bombenteppich über Geistenbeck und Mülfort nieder. Das Schulgebäude an der Steinsstraße wird völlig zerstört und das Hofgebäude wird schwer beschädigt.

Der schwierige Weg in ein neues Leben

Mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Odenkirchen am 28. Februar 1945 ist der Krieg zu Ende. Die in die Evakuierung gegangenen Menschen kommen in wahren Strömen zurück. Die Wiederaufnahme des Unterrichtes ist zunächst in dem Nachkriegschaos nicht möglich. Dann aber kann die Stadtverwaltung mit Genehmigung der Militärregierung im August 1945 den Startschuss für die Aufnahme des Unterrichtes geben. Nach notdürftigen Ausbesserungen des Hofgebäudes und Besorgung von Schulmöbeln kann der Unterricht in Form einer Gemeinschaftsschule mit 112 Kindern in zwei Klassen beginnen. Mit der Leitung der Schule wird Fritz Raab betraut; Helene Jansen steht ihm zur Seite. Unvorstellbar ist die Not, und trostlos ist der Anblick der Trümmer- und Schutthaufen. Die Klassenräume sind bis September ohne Verglasung, bis in Selbsthilfe die Fenster abgedichtet werden und somit die Räume beheizt werden können. Trotzdem muss der Unterricht wegen Kohlenmangels immer wieder für kürzere oder längere Zeit ausfallen. Es bedarf schon einiger Kraftanstrengung und des Zusammenstehens von Schule und der Geistenbecker Bevölkerung, diese gravierenden Schäden nach und nach zu beseitigen.

Vom 23. Bis 25. März 1946 sind die Eltern aufgerufen über die Wiedereinführung der konfessionellen Schule abzustimmen. 87 Prozent der Eltern stimmen für die konfessionelle Schule, während 13 Prozent der Abstimmung fernbleiben. Mit Beginn des Schuljahres 1946/47 gibt es somit die katholische Volksschule an der Ecke Stapper Weg/Steinsstraße und die evangelische Volksschule an der Geistenbecker Straße. An der katholischen Schule werden 289 Kinder in sechs Klassen von sechs Lehrpersonen unterrichtet, eine Klassenstärke, die heute undenkbar ist. Weil es nur vier Klassenräume gibt, wird bis auf weiteres der Unterricht als Schichtunterricht organisiert.

Nach eingehenden Beratungen fasst der Rat am 5. Juni 1951 den Beschluss, an der Steinsstraße ein modernes Schulgebäude zu errichten, das binnen Jahresfrist vollendet und am 6. Juli 1952 feierlich eingeweiht und seiner Zweckbestimmung übergeben wird. Damit kann auch der Schichtunterricht entfallen. Und auch das ist neu für Geistenbeck: Auf der zum Stapper Weg hin gelegenen Giebelwand des Neubaus wird das Sgrafitto- Kunstwerk „Familie“ angebracht, das dem Gebäude zeitlos Atmosphäre und Unverwechselbarkeit verleiht17. Im Zuge der nordrhein-westfälischen Schulreform im Jahre 1968 werden die Volksschulen in Grund- und Hauptschulen aufgeteilt. Die beiden konfessionellen Schulen werden zur Gemeinschaftsgrundschule in den Räumen der katholischen Schule zusammengelegt.

Im Jahre 1997 wird die ehemalige evangelische Volksschule an der Geistenbecker Straße saniert und als Dependance genutzt. Es folgen 2001 die Errichtung eines Pavillons und 2002 der Neubau eines Toilettengebäudes. Der Neubau am Stapper Weg beherbergt Verwaltungsräume, die Aula, die Schülerbibliothek und einen Musikraum.

Eine Schule mit Zukunft

Die stolze Vergangenheit der Schule ist für Rektorin Susanne Krall und ihrem Kollegenteam Ansporn, selbstbewusst und zuversichtlich die Zukunft anzugehen. Folgerichtig bietet die Schule ein breites Angebotsspektrum.

Zurzeit besuchen ca. 215 Kinder die Schule. Sie werden in neun Klassen von 16 Lehrerinnen und Lehrern – davon drei Sonderpädagogen – unterrichtet. Die offene Ganztagsschule besteht seit Jahren. Hier betreuen fünf Mitarbeiter – davon zwei Sozialarbeiter – 45 Kinder bis in den Nachmittag hinein. Zusätzlich arbeiten in dieser Einrichtung zwei Küchenkräfte. Weiterhin bietet die Schule eine alternative Betreuung, in der zurzeit 23 Kinder nach dem Unterricht bei der Erledigung ihrer Aufgaben betreut werden. Es findet herkunftssprachlicher Unterricht in Türkisch klassenübergreifend für die Jahrgänge 1 und 2 sowie 3 und 4 statt. Die Schule beteiligt sich an der Lehrerausbildung. Zurzeit arbeitet eine Lehramtsanwärterin an der Schule, eine Studentin absolviert ihr Praxissemester. Die Schule bietet Praktikumstellen für Schüler an.

An der Schule lernen und leben Kinder aus vielen unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturen zusammen. Diese Vielfalt – so Rektorin Krall – ist für uns eine Herausforderung und Chance, weil wir uns gegenseitig bereichern und voneinander lernen können. Die Kinder spiegeln das Wohnumfeld Geistenbeck. Die pädagogische Ausrichtung orientiert sich an der Internationalität, der Multikulturalität und Mehrsprachigkeit sowie am Nebeneinander verschiedener Religionen. Im Wohnumfeld befindet sich das Asylbewerberheim Luisental. Die Kinder aus den dort lebenden Familien besuchen die Schule an der Steinsstraße. Sie werden in einer „Seiteneinsteigerklasse“ zunächst behutsam in das deutsche Schulsystem eingeführt und individuell gefördert. Sie lernen die deutsche Sprache kennen. Ihre Eltern werden unterstützt und beraten. Zurzeit befinden sich 30 Kinder ohne Deutschkenntnisse an der Schule. Für die Schule bedeuten diese Einführungs- und Betreuungsmaßnahmen eine große Herausforderung, die das Lehrerteam mit großem Erfolg meistert.

Vielfalt zeigt sich weiterhin in „gemeinsamen Lernklassen“, in denen auch Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf von Lehrern und Sonderpädagogen in Teamarbeit gefordert und gefördert werden. Dieser Vielfalt positiv und förderlich zu begegnen, ist nur möglich, weil im Lehrerkollegium ein ausgesprochen hoher Teamgeist herrscht. Ein sogenanntes Rucksackprojekt – sagt Schulleiterin Krall – bietet unsere Schule für Eltern mit Migrationshintergrund: Diese Eltern sollen lernen, ihre Kinder zu Hause zu unterstützen und ihnen damit den Schulbesuch zu erleichtern. Frau Telli, eine Schülermutter, leitet einfühlsam diesen nicht so einfachen Kurs. Die Schule arbeitet intensiv zusammen mit allen Organisationen zum Wohl aller Schüler.

Die Angebotsvielfalt der Schule spiegelt sich auch wieder in den Feiern und Aktionen, an denen mit großer Begeisterung Schülerschaft, Eltern und Lehrer beteiligt sind. So werden traditionsreiche Feste wie St. Martin und das vorweihnachtliche Singen mit dem heiligen Nikolaus am Weihnachtsbaum auf dem Geistenbecker Markt ebenso durchgeführt, wie das jährliche interkulturelle Fest mit einem riesigen Angebot an internationale Speisen, Spielen und Musik – ein Fest, bei dem die gesamte große Schulgemeinde mit Gästen zusammen kommt.

Die Kontakte zu den Kirchengemeinden, besonders zu den Pfarrern, und zu den ansässigen Vereinen pflegt die Schule in besonderer Weise. Es gibt regelmäßig katholische, evangelische und ökumenische Gottesdienste. Beim Seniorenfest, das der Bürgerverein Geistenbeck organisiert, wirkt regelmäßig eine Gruppe aus der Musik AG mit. Der Krachmacherzug am Altweibertag mit der Karnevalsgesellschaft Blau- Gelbe Funken begeistert die Kinder immer wieder. König Fußball verbindet die Schule mit dem Fußballverein Germania Geistenbeck. Daraus ist die Fußball AG hervorgegangen, die immer wieder Erfolge erzielt und den Super-Cup 2014 gewonnen und einen riesigen Pokal als Siegtrophäe erhalten hat. Zu dem breit gefächerten und möglichst individuell gestalteten Unterrichtsangebot sind zusätzlich Arbeitsgemeinschaften, wie Chor, Kunst, Lesen, Einrad, Streitschlichter und Fußball eingerichtet.

Bei all diesem herausragenden Engagement der Lehrerinnen und Lehrer besteht seit Jahren ein Förderverein, der sich aus Eltern und Freunden der Schule zusammensetzt und immer wieder Projekte, für die die Schulmittel nicht reichen, initiiert und kreativ und finanziell unterstützt. So ist ein Kleinspielfeld entstanden, die Schülerbücherei wird aufgestockt, der Anstrich wird erneuert und es gibt laufend neue Projekte. Schulpflegschaft und Förderverein arbeiten eng zusammen. Eine Besonderheit, auf die Schulleiterin Krall besonders stolz ist: Ein alteingesessener Geistenbecker Unternehmer stellt seit vielen Jahren aus Verbundenheit mit dem Ortsteil namhafte Beträge zur Verfügung, damit die Kinder jeden Morgen ein „gesundes“ Frühstück erhalten. Eine Schülermutter bereitet das Frühstück zu. Dieses Engagement, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, ist einfach vorbildlich und kann nicht genug gewürdigt werden. Dass eine solche Aktion gelingt, zeigt, dass es im Ortsteil Geistenbeck noch einen Zusammenhalt unter den Menschen gibt.

Die Gemeinschaftsgrundschule Steinsstraße hat den schwierigen Weg durch harte Zeiten über allen Anfeindungen hinweg bewältigt und steht im 2. Jahrzehnt des 3. Jahrtausends nach allen neuzeitlichen Erkenntnissen gut aufgestellt da. Der Blick zurück auf eine stolze Vergangenheit gibt allen Verantwortlichen – vor allem den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern - trotz vieler neuer bürokratischer Schwierigkeiten und von außen einstürmender Hemmnisse Mut und Zuversicht, den eingeschlagenen Weg zum Wohle der Kinder und des Ortsteils Geistenbeck weiter zu gehen.

1 Christoph Nohn, Odenkirchen in der frühen Neuzeit, in Loca Desiderata, Mönchengladbacher Stadtgeschichte, Bd. 2, S. 273
2 Ekkehard Krumme, Evangelische Gemeinde Odnkirchen, 1982, S. 81
3 So Krumme, a.a.O., S. 82
4 So Krumme, a.a.O., S.83; Franz Rixen, Geschichte Odenkirchens, Laurentiusbote, S. 430, schreibt: „Nach dem Vergleich von 1755 erhielten die Evangelischen in Geistenbeck eine eigene Schule“.
5 Zitiert bei Rixen, a.a.O., S. 430
6 Der Pfarrbezirk deckt sich mit dem Schulbezirk, so dass Geistenbeck, Kohr, Stappe, Reststrauch und Hockstein als ein zusammen gehöriges Einzugsgebiet gesehen werden. Vgl. auch Rixen, a.a.O., S. 434
7 Einblick gibt das bei Rixen, a.a.O., S. 431f., zitierte Schreiben der königlichen Regierung zu Düsseldorf an den Schulvorstand der katholischen Schule in Geistenbeck vom 14. April 1848
8 Rixen, a.a.O., S. 533
9 Rixen, a.a.O., S. 532
10 Vgl. Rixen, a.a.O., S. 533
11 Zitiert bei Rixen, a.a.O., S. 533
12 Es sei erinnert: Am 4. Oktober 1794 besetzen die Franzosen Wickrath, Odenkirchen, Rheydt und Krefeld. Odenkirchen gehört zum Roerdepartement mit der Hauptstadt Aachen. Vgl. auch Rixen, a.a.O., S. 273ff.
13 Rixen, a.a.O. S., 539
14 Abgedruckt bei Rixen, a.a.=., S. 531
15 Rixen a.a.O., S. 432 zitiert aus dem Protokoll der Odenkirchener Gemeinderatssitzung vom 14. August 1848, in der die Berufung des Lehrers Hoogen beschlossen wird.
16 Rixen, a.a.O., S. 434
17 Das Kunstwerk ist ein zeittypisches Dokument. Bereits 1949 verfügt der Minister für Wiederaufbau, dass ein Teilbetrag der Bausumme für die Beauftragung von Künstlern verwendet werden muss. Sgrafitto ist eine Putztechnik zur Bearbeitung von Wandflächen, die vor allem in Italien im 16. Jahrhundert angewendet wurde.

ek 2014-12-19 ek.

Schulleiter in Geistenbeck

Hauptlehrer Friedrich Wilhelm Ruckes 1848 – 1883
Hauptlehrer Gerhard Bremenkamp 1883 – 1915
Rektor Heinrich Keinhorst 1916 – 1932
Rektor Heinrich Reiners 1932 – 1937
Rektor Wilhelm Wefers 1937 – 1942
Rektor Hugo Kamphausen 1942 – 1945
Rektor Fritz Raab 1945 – 1967
Komm. Leiter Josef Hollmann 1967 – 1968
Rektor Roland Axmacher 1968 – 1981
Komm. Leiterin Ursula Heinemann 1981 – 1982
Rektor Horst Christiani 1982 – 2002
Rektorin Susanne Krall seit 2002

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